pegi
Grand Master of Rocketry
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Berlin/Moskau (ddp). Russland ist angetreten, sich in der Raumfahrt von den anderen Ex-UdSSR-Staaten "störfrei" zu machen. Die am Montagabend erfolgreich getestete neue Mittelklasse-Trägerrakete "Sojus-2" sichere dem Land den "völlig unabhängigen Zugang zum Kosmos", heißt es in der offiziellen Mitteilung der Raumfahrtagentur Roskosmos. Verteidigungsminister Sergej Iwanow lobte den Start auf dem nordrussischen Weltraumbahnhof Plessezk (Gebiet Archangelsk) als "bedeutenden Schritt bei der Entwicklung der nationalen Kosmonautik und Raumfahrtindustrie". Die neue Rakete sei "100-prozentig mit russischer Technologie und von russischen Spezialisten geschaffen" worden. Welchen Stellenwert auch der Kreml dem Ereignis beimisst, zeigt sich darin, dass Präsident Putin seinen Verteidigungsminister umgehend anwies, die Konstrukteure der Rakete und Mitglieder der Startmannschaft für Orden vorzuschlagen. Die Russen haben in der Tat Grund zur Genugtuung. Denn mit dem neuen Träger können künftig alle mittleren Nutzlasten vom eigenen Kosmodrom Plessezk aus gestartet werden. Bislang ist man dabei noch weitgehend von Baikonur abhängig. Doch dieser Weltraumbahnhof liegt nach dem Zerfall der Sowjetunion in Kasachstan und damit im Ausland. Zudem war Moskaus Raketenindustrie bislang auf Zulieferungen aus anderen ehemaligen Sowjetrepubliken angewiesen. Äußerlich ähnelt der neue Träger der alten "Sojus", die sich seit 1966 hundertfach bewährt hat, wie ein Ei dem anderen. Das "Innenleben" verkörpert jedoch den aktuellsten Stand der Technik: Digitale Steuerung, leistungsstärkere Triebwerke und eine größere Nutzlastbucht. "Sojus-2" kann dadurch nach 2006 gut eine Tonne mehr Nutzlasten transportieren als ihre Vorgängerin. Dabei ist die Rakete für den dualen Einsatz vorgesehen, wie Minister Iwanow ausdrücklich betonte. Sie wird also zivile wie militärische Satelliten ins All schießen. Auch an eine "Tropenversion" für Starts vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana hat Hersteller "Progress" in Samara an der Wolga gedacht. Die umweltfreundliche "Sojus-2" hievt einmal von Plessezk aus 7,9 Tonnen in einen erdnahen Orbit. Bei hohen und mittleren Bahnen sind es mit Hilfe einer zusätzlichen Oberstufe 4,45 Tonnen und bei hochellyptischen Bahnen noch 2,15 Tonnen. In Kourou, das in Äquatornähe liegt, sind wegen der stärkeren Erdrotation noch größere Nutzlasten möglich.
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