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RalfB
Grand Master of Rocketry
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Beitrag 7232905
, Nachlese: NiceDreams auf K550
[03. August 2010 um 18:05]
Flugbericht der NiceDreams auf einem AT K550W
Die NiceDreams wurde von mir als Nutzlastträger für große Höhen konzipiert. Durch die 54mm Motorhalterung besteht die Möglichkeit Motoren bis zu 2400 Ns einzusetzen. Da davon auszugehen ist, dass selbst ein Model mit einer Länge von fast 2m ab einer Flughöhe von 1km nicht mehr zu sehen ist habe ich elektronische Vorbereitungen getroffen um das Model während des Fluges und nach der Landung zu orten. Es ist einmal der 433 MHZ Foxy-Peilsender von Roland Walter in der Spitze eingebaut. Die Ortung des Sendesignals übernimmt ein Funkscanner mit einer abstimmbaren und mit einem Abschwächer versehnen Yagi-Antenne. Die Yagi-Antenne wurde von mir aus Aluminiumrohren nach einer Baubeschreibung erstellt. Da Peilsender nach der Landung stark an Reichweite verlieren musste eine ergänzende Lösung gefunden werden. Meine Wahl fiel auf den GPS Tracker TK102-2 V.3 der Firma Itakka. Dieses Gerät kann per Mobilfunk die GPS Koordinaten seines Standorts übermittelt. So ausgerüstet wartete die NiceDreams nun schon eine geraume Zeit auf Ihren Einsatz. Am letzten Wochenende im Juli auf dem Solaris-Flugtag war es nun so weit, die NiceDreams hat ihre Feuertaufe erhalten. Am späten Vormittag habe ich einen Testflug auf einem AT J350W vorbereitet und durchgeführt. Der Flug verlief wie geplant auf eine Flughöhe von 1223m. Die sequenzielle Bergung funktionierte perfekt und das Model landete nicht weit entfernt. Um 15.20 Uhr rückte die Stunde der Wahrheit nun näher. Ernst Maurer hatte schon im Vorfeld des Flugtages ein sonder Startfenster für eine Flughöhe von 2500m mit der Flugsicherung ausgehandelt. Einzige Bedingung ist gewesen, dass der Flug vorher telefonisch angemeldet werden musste und die Flugsicherung dann innerhalb der nächsten vier Stunden das GO für den Start erteilen würde. Das GO wurde sofort erteilt und zwar für einen Startfenster bis 16.15 Uhr. Ein Blick auf die Uhr ließ dann etwas Hektik aufkommen da die Nicedreams noch nicht startfertig war. So wurden dann innerhalb der nächsten 45 Min die Fallschirme gepackt und der Motor gepreppt. Mit vereinten Kräften haben wir die Rampe auf dem X-Pad vorbereitet und die Rakete startklar gemacht. Das Zündgerät wurde mir netterweise von der WARR zur Verfügung gestellt, so dass sich alle in einem ausreichenden Sicherheitsabstand befanden. Punkt 16.12Uhr war die NiceDreams startfertig, das Bergungssystem scharf und die Peilgeräte eingeschaltet. Der Countdown erfolgte dann auch direkt um das Startfenster nicht verstreichen zu lassen. 5 – 4 - 3 – 2 – 1 und GO, der K550 erwacht zum Leben und die Rakete hebt mit atemberaubender Sound und der genialen brillanten Flamme des Withe Lightning ab und schiebt sich Pfeilgerade in den Himmel. Wie vorausgesehen ist die Sichtgrenze schnell erreicht. Nun beginnt der spannende Teil des Fluges. Der Scanner empfängt deutlich das Rufzeichen des Foxy Peilsenders und lässt eine deutliche Richtungsbestimmung zu, nämlich direkt über uns. Laut der Simulationsberechnung gebraucht das Modell 20 Sek bis zum Gipfel. Alle schauen gespannt in den Himmel und warten gebannt ob es irgend ein Anzeichen der Rakete gibt. Nach etwas mehr als 1 Minute ist klar die NiceDreams lebt, denn das Rufzeichen ist immer noch fröhlich piepend aus dem Scanne zu vernehmen. Wir waren und warten nichts tut sich. Die Peilung ist immer noch laut und deutlich nur verändert sich die Position weiter Richtung Horizont, aber gegen die am Boden herrschende Windrichtung! Da ich schon von Spiegelsignalen und ähnlichem gelesen habe wird sofort überprüft ob sich das Signal aus einer anderen Richtung zu lokalisieren ist. Aber nichts, das Signal kommt eindeutig aus der einen Richtung. Der Technik vertrauen habe ich mich dann in Richtung Signal in Bewegung gesetzt, es war aber keine NiceDreams zu erblicken. Mach ca. 7 Min verschwand das Signal schlagartig. Was war nun Passiert?? Jetzt war der Moment gekommen, an dem der GPS Tracker seine Berechtigung beweisen konnte. Also das Händy geschnappt und den Tracker angerufen. Nach zwei mal Klingeln wird das Signal abgewiesen, gut denn das ist ein Zeichen das er überlebt hat und noch arbeitet. Wenige Sekunden später empfange ich das SMS vom Tracker: lat:48.695722N long: 11561325E speed 0, Akkuspannung 4,20V Signalstärke fine. Jetzt war ich auf Fabians Hilfe mit seinem IPhone angewiesen. Nach dem die Koordinaten ins GPS eingegeben waren konnten wir auf dem Display die Position sehen. Wir schauten etwas ungläubig, da sie sich in ca 2 km Entfernung vor einer Waldkante befanden. Ein erneuter Anruf zum Tracker aber die Position blieb gleich. Also starteten wir den Fußmarsch Richtung Horizont. Während unseres Fußmarsch konnte ich immer wieder kurze Signalfetzen vom Peilsender empfangen und dann tatsächlich, schon aus einigen hundert Metern Entfernung konnten wir den gelben Fallschirm der NiceDreams ausmachen. Das Signal des Foxy tauchte aber erst 300 bis 400 m vor dem Ziel wieder auf. Am Landeplatz angekommen konnte ich feststellen, das Modell ist in takt, alle Fallschirme haben geöffnet und auch der Altimax lässt sein freudiges Signal erklingen. Fabian bestätigte, dass das Trackersignal auf den Meter genau stimmt. So konnte ich das Modell bergen und wir machten uns auf den langen Rückweg. Netterweise kam uns Dirty mit dem Auto entgegen und verkürzte den Rückweg erheblich. Abends im Fuchsbau kam dann der große Moment als ich den Altimax auslesen konnten und wusste dann endlich, das Startfenster mit der Höhenfreigabe von 2500 m ist voll ausgeschöpft. „Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert“ Und was sagt die Geschwindigkeit?? 404ms = Mach 1,12 !! Das war die Krönung des Abends. Mein erster protokollierter Überschallflug. Die Altimaxkurve hört leider bei 240 Sek mit der Aufzeichnung auf, die Höhe zu diesem Zeitpunkt ist immer noch1290m. Das beweist, leider der Hauptschirm hat auch am Gipfel geöffnet. Die Kontrolle des Fallschirmbehälters zeigte, das die Verrieglung des selben versagt hat. Das Model hat also einen Flug auf 2500m mit einstufiger Bergung gemacht. Die gesammte Flugzeit hat ca 7 Minuten betragen. Der Flug hat aber gezeigt, dass Flüge in große Höhen nicht zwingend mit dem Verlust eines Modells verbunden sind, dass Überschallflüge mit Barometrischen Altimetern funktionieren können, Peilsender eine wirkliche Hilfe sind und GPS Tracker ein Geschenk der modernen Mikroelektronik darstellen (solange man Mobilfunkempfang hat) Abschließend kann ich nur sagen, dass der Flug den bisherigen Höhepunkt in meiner Modellbaukarriere darstellt und das Grinsen jedes Mal wieder kommt wenn ich die Kurve aus dem Altimax betrachte. Die NiceDreams wird bestimmt noch oft fliegen, wenn auch nicht immer so hoch. Mein besonderer Dank gilt Ernst Maurer, dem Organisationsteam des Solaris-Flugtag und den Mitarbeitern von der Flugsicherung die auch für solche Anliegen ein offenes Ohr hatten. Viele Grüße Ralf Anhang: nicedream karte.pdf Geändert von RalfB am 09. August 2010 um 13:02 #Don’t Look Up |
Oliver Arend
Administrator
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Beitrag 7232909
[03. August 2010 um 18:44]
Großartig!
Da bin ich ja gespannt was Du als Nächstes auf die Beine stellst. Oliver |
RalfB
Grand Master of Rocketry
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Beitrag 7232912
[04. August 2010 um 07:32]
Hallo Oliver,
als nächste Ausbaustufe ist geplant eine Vorrichtung für Cansats ein zu bauen. Wir hatten am Wochenende eine Diskusion darüber und sind von zu dem Ergebnis gekommen, dass das Aussetzen eines Cansats in der Höhe über Deutschland recht gefährlich sein könnte. Da müste man schon mit ziemlich großen Sinkgeschwindigkeiten arbeiten. Macht das dann noch Sinn? Mir hat das mit der GPS Ortung gut gefallen, vielleicht versuche ich mich mal an der Echtzeit übertragung von Daten. Da muss ich aber erst noch eine Menge lesen. Gruß Ralf Geändert von RalfB am 04. August 2010 um 09:04 #Don’t Look Up |
Neil
99.9% harmless nerd
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Beitrag 7232916
[04. August 2010 um 09:11]
Hallo Ralf,
netter Bau und Flugbericht. Es freut mich das die Bergung dank der Elektroniken so gut funktioniert hat. Aus dem Teil eine Dauerübertragung heraus zu bekommen, wäre sicherlich nur mit Programmieraufwand zu realisieren. Man kann ja Handys als Modem benutzen und man müsste den Datenstrom des GPs-Empfängers nur über das Modem leiten. Es wäre dann interessant zu sehen ob das Gerät bei > Mach1 noch sendet. Die Idee da einen CanSat Launcher raus zu bauen halte ich für sehr gut. Da die CanSat während des Abstieges Daten erfassen und senden müssen, wäre natürlich ein langsamer Abstieg von Vorteil. Das wiederum erfordert aber ein sehr großes Gebiet. In Holland finden CanSat Veranstaltungen statt. Da würde es sich doch mal lohnen vorbei zu schauen. Gruß Neil Die Erde ist eine Scheibe. Egal in welche Richtung sich die Menschheit bewegt, sie geht immer auf einen Abgrund zu. |
RalfB
Grand Master of Rocketry
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Beitrag 7232917
[04. August 2010 um 09:25]
HAllo Neil,
der Tracker hat die Möglichkeit per GPRS Positionsdaten an ein Trackingportal von Itakka zu schicken. Mit einem Internetfähigen PC kann man dann den Flug verfolgen. Leider schickt das Gerät nur 10 oder 20 Sek. ein Datenpaket. Zudem nur solange der Mobilfunkempfang stabiel ist. Mir schwebt eigendlich das hier vor:RadioTronix Gruß Ralf #Don’t Look Up |
Bäckchen
rauchender Poseidon Registriert seit: Jun 2004 Wohnort: Nähe NE Verein: Beiträge: 2528 Status: Offline |
Beitrag 7234920
[09. August 2010 um 12:54]
Hallo Ralf,
herzlichen Glückwunsch, gleich soviele persönliche Rekorde auf einmal da kann ich gut verstehen das das Grinsen immer wieder kommt. Du hast es dir aber auch verdient, mach weiter so. Gruß Andreas In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders !? |