osmadie
SP-Schnüffler
Supervisor
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Ich wollte hier mal ein paar Gedanken zu den Belastungen während der Schubphase und den Flugleistungen bei einem Cluster-Modell aufschreiben. Als Beispiel soll ein Modell mit einer Kombination aus 10 SP-Motoren und einem BC360 dienen.
Also hier eine Beispielrakete mit folgenden Daten: Antrieb:
10 Mal SP-Motor - 50N Spitzenschub zu einem Zeitpunkt 0,5s nach der Zündung - Startmasse 45g - Impuls 20Ns je Motor
1 Mal BC360 - Startmasse 640g - ca. 246N Dauerschub - Impuls 360Ns
Zündverzögerung: Erst SP-Motoren zünden, dann 0,1s später den BC Leermasse der Rakete: 4000g
Der maximale Schub tritt dann 0,6s nach Zündbeginn auf. Er beträgt ca. 10x50N + 246N = 746N
Würde die Rakete auf der Rampe festgehalten, so müsste der Schubspant die volle Schubkraft minus Masse der Antriebe aushalten. Das wären also 746N - (10*0,045kg + 0,640kg)*9,81m/s² = 746N - 10,7N = 735N (Dabei wurde der bis zum Zeitpunkt 0,6s verbrannte Treibstoff nicht berücksichtigt.)
Wenn die Rakete aber frei fliegen kann, so wird auf den Schubspant weniger Kraft wirken. Die Rakete wiegt zum Zeitpunkt des Maximalschubs ca. 4000g + 10*45g + 640g = 5090g (Auch hier wurde der bereits verbrannte Treibstoff nicht berücksichtigt.)
Die an Bord der Rakete messbare Beschleunigung beträgt dann 746N / 5,09kg = 146,6m/s²
Welche Kraft wirkt dabei auf den Schubspant der Rakete? Das lässt sich jetzt aus der Beschleunigung und der Leermasse der Rakete ermitteln: 146,6m/s² * 4kg = 586,2N
Wie man sieht, muss der Schubspant deutlich mehr aushalten, wenn die Rakete am Boden festgehalten wird... (735N gegenüber 586N)
Aber um den Schubspant sicher auszulegen, sollte man sich an der größtmöglichen Kraft orientieren, die hier auftreten kann. Und manchmal entsteht die auch nicht durch den Motor, sondern wenn die Rakete bei der Landung mit dem Antriebsmodul auf hartem Untergrund aufstößt...
Um zu ermitteln, wie stark die Rakete an Geschwindigkeit gewinnt, muss von der oben berechneten Beschleunigung die Erdbeschleunigung abgezogen werden: 146,6m/s² - 9,81m/s² = 136,79m/s²
Das sind 136,79 / 9,81 = 13,9g (13,9 fache Erdbeschleunigung). Zu diesem Zeitpunkt hat die Rakete aber bereits die 2m lange Rampe verlassen (das dauert bei dieser Rakete nur ca. 0,25s nach Zündung des BCs)
Mit einer überschlägigen Rechnung kann man die Geschwindigkeit der Rakete nach Brennschluss berechnen. Dazu wird ohne Luftwiderstand gerechnet und angenommen, dass die SP-Antriebe genauso lange brennen wie der BC. Es wirken also 560Ns während 1,5s. Davon abgezogen wird der Erdbeschleunigungs- Anteil, da der nicht am Geschwindigkeits-Gewinn beteiligt ist, das sind also während der Brenndauer 1,5s * (5,09kg-0,275) * 9,81m/s² = 71Ns (->Die halbe Treibstoffmasse beträgt ca. (10*35g + 200g)/2 = 275g)
Es bleiben also 560 - 71 = 489Ns übrig. Die Rakete erreicht also eine Brennschluss-Geschwindigkeit von ca. 489Ns / (5,09kg - 0,275kg) = 101,6m/s
Die Flughöhe kann damit genauso überschlägig gerechnet werden. Dabei wird die Höhe bei Brennschluss und der Luftwiderstand vernachlässigt. Die Rakete gleitet also bis auf folgende Höhe: 0.5 * (101,6m/s)² / (9,81m/s²) = 526m Dieser Wert kann nicht als Flughöhen-Vorhersage dienen, da der Luftwiderstand diese Höhe etwa um einen Faktor 0,6 abschwächt (=> ca. 315m). Aber es soll hier ein Vergleich gezogen werden, falls der BC nicht schiebt.
Sonderfall: Was passiert nun, wenn der BC nicht gezündet wird: Die maximale Schubkraft ist dann 500N Die messbare Beschleunigung ist 500N / 5,09kg = 98,2m/s² Die Wegbeschleunigung ist 98,2 - 9,81 = 88,4m/s² das sind 88,4 / 9,81 = 9g
Zum Starten der Rakete reicht das allemal, aber der Gesamtimpuls von jetzt 200Ns - 1,5s * (5,09 - 0,175)kg * 9,81m/s² = 200 - 73 = 127Ns
liefert eine Brennschlussgeschwindigkeit von 127Ns / 4,915kg = 25,8 m/s
und damit eine Flughöhe von ca. 0,5 * 25,8² / 9,81 = 34m
Mit dem Faktor 0,6 ergibt sich ein realistischerer Wert von ca. 20m.
Nun, also besser, man spart nicht am BC...
So, jetzt rauchen die Köpfe, oder?
Gruß, Oliver
Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum Atheismus, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott. Werner Heisenberg
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